Von Buntstiften und Tablets

Ein Blick zurück und nach vorn

Wenn ich an meine eigene Kindergartenzeit zurückdenke (die schon ein halbes Jahrhundert her ist, aber pssst!), sehe ich vor meinem inneren Auge eine Gruppe fröhlicher Kinder in Latzhosen, die Gummistiefel tragen und sich in der Bauecke um die schönsten Bauklötze streiten. Und da war natürlich unsere Erzieherin, die liebevolle Alleskönnerin, die mit einem einzigen Blick sowohl gebrochene Herzen heilen als auch verirrte Kneteklumpen wieder in Kunstwerke verwandeln konnte.

Damals hieß es schlicht „Kindergarten“ – und das war’s. Kein Rätselraten, was Kita bedeuten könnte, und keine Diskussionsrunden über pädagogische Konzepte der frühkindlichen Bildung. Wir waren einfach da, spielten, sangen, tanzten, hatten ständig Schnupfnasen und hin und wieder blaue Flecken (vom Herumtoben, versteht sich).

Heute heißt das Ganze zwar Kita, aber im Grunde genommen dreht sich immer noch alles ums Spielen und Lernen. Der Unterschied: Wo früher die Grundausstattung aus Holzeisenbahn, Knete und Bastelpapier bestand, gehören heute oft Tablets und kleine Medienangebote zum Programm. Manchmal habe ich das Gefühl, wir Erzieher bräuchten selbst einen Workshop, um all die neuen Apps zu verstehen, die die Kinder scheinbar intuitiv bedienen.


Was hat sich eigentlich verändert?

1. Räumlichkeiten und Ausstattung

  • Früher: Ein großer Raum mit Tischen, Stühlen, einer Bauecke und viel Platz zum Herumtollen. Die aufregendste Neuanschaffung war vielleicht eine zusätzliche Tafel oder ein neues Set Buntstifte.
  • Heute: Gruppenräume, Funktionsräume, Bewegungsräume, Differenzierungsräume – gefühlt jeder Raum hat seinen ganz eigenen pädagogischen Auftrag. Dazu kommt Hightech-Spielzeug, und die Ausstattung ist oft auf dem neuesten Stand. Da kann man als Erzieher schnell ins Schwitzen kommen, wenn man versucht, den Überblick zu behalten.

2. Pädagogische Konzepte

  • Früher: Fingerfarben, Schere, Kleber, Tonpapier – fertig war das Kreativangebot. Bei gutem Wetter ging’s raus auf den Spielplatz, bei schlechtem Wetter gab’s Kreis- oder Fingerspiele. Die Erzieherinnen waren vor allem geduldige Multitalente, die alles ein bisschen konnten.
  • Heute: Wir sind richtige Bildungsprofis. Wir sprechen über Bildungs- und Erziehungspläne, Dokumentation, Förderkonzepte und Inklusionsansätze – möglichst transparent, reflektiert und individuell. Elterngespräche, Qualitätsmanagement und Portfolio-Arbeit gehören längst zum Alltag. Wir Erzieher sind nicht mehr nur die lieben Betreuer von damals, sondern inzwischen auch Frühpädagogen, Mediencoachs, Konfliktmanager und perfekte Organisatoren. (Na ja, zumindest versuchen wir es.)

3. Elternarbeit

  • Früher: Mit etwas Glück gab es einen Zettel an der Kindergartentür, der auf den nächsten Elternabend hinwies, und bei Bedarf hat man sich kurz ausgetauscht.
  • Heute: Die Eltern sind aktive Erziehungspartner. Es gibt Elterngespräche, Elterncafés, Elternbeiräte – und zu allem mindestens drei Messenger-Gruppen und digitale Elternportale. Das ist Fluch und Segen zugleich: Einerseits mehr Transparenz, andererseits fühlt man sich als Erzieher manchmal rund um die Uhr in Rufbereitschaft.

Was ist geblieben?

1. Das Herzstück: Spielen und Lernen

Ob Holzeisenbahn oder Tablet-App – Kinder lernen am besten, wenn sie mit allen Sinnen spielen und ausprobieren dürfen. Das Herumbauen, Basteln, Erforschen und gemeinsame Lachen sind seit 50 Jahren der Kern jeder Kita. Daran hat sich nichts geändert.

2. Die Beziehung zu den Kindern

Schon früher war klar: Das Wichtigste ist eine vertrauensvolle, wertschätzende Beziehung. Die Fachbegriffe haben sich vielleicht verändert, aber das Grundrezept ist gleichgeblieben: Mit Freude und Einfühlungsvermögen begleiten, um jedes Kind in seiner Entwicklung zu stärken.

3. Bunte Kunstwerke und chaotische Bauecken

Früher wurden Fensterbilder aus Papierkreisen geklebt, heute sind es vielleicht Glitzerspray und Window Color. Die Bauecke ist nach wie vor Schauplatz großer Dramen („Das ist meine Burg!“) und großartiger Kooperationen („Wir bauen den höchsten Turm der Welt!“). Manche Dinge bleiben eben zeitlos.


Was ist besser geworden?

  • Qualifikation und Anerkennung
    Unsere Ausbildung ist heute deutlich fundierter, und die pädagogische Arbeit erfährt (zumindest teilweise) mehr gesellschaftliche Wertschätzung. Immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig frühkindliche Bildung ist.

  • Vernetzung und Fortbildung
    Dank Online-Seminaren und Fachforen können wir uns schnell austauschen und weiterbilden. Neue Methoden und Ideen für den Kita-Alltag sind oft nur ein paar Klicks entfernt.

  • Arbeitsbedingungen
    In vielen Einrichtungen (wenn auch noch längst nicht überall) hat sich die räumliche und personelle Ausstattung verbessert. Manche Träger achten inzwischen auf faire Vergütung und Arbeitszeitmodelle.

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Was ist (vermeintlich) schlechter geworden?

  • Mehr Bürokratie
    Wo früher ein kurzer Blick aufs Anwesenheitsbuch reichte, brauchen wir heute oft mehrere Software-Tools und unzählige Formulare. Dazu kommen Förderanträge und Dokumentationsaufgaben, die sich stapeln können.

  • Zunahme der Erwartungen
    Eltern, Träger, Politik – alle haben hohe Ansprüche an die frühkindliche Bildung. Das ist einerseits gut und wichtig, andererseits kann es für Erzieher auch schnell überfordernd sein, jedem Trend und jedem individuellen Bedürfnis gerecht werden zu müssen.

  • Höheres Tempo
    Neue Kinder eingewöhnen, Projekte starten, Dokumentationen pflegen, Elterngespräche führen, Teammeetings organisieren … Das Hamsterrad dreht sich oft schneller als uns lieb ist.

KitaFix:

Weniger Vorbereitungsaufwand! Mehr Zeit für die Kinder!

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Fazit mit einem Augenzwinkern:
Ja, der Kindergarten vor 50 Jahren war vielleicht etwas übersichtlicher. Ja, es war auch ein wenig entschleunigter: Spielen, Herumtoben, Basteln, Mittagsschlaf und fertig. Aber schon damals mussten Erzieher auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Kinder eingehen. Heute sind wir zwar methodisch besser aufgestellt, dafür aber oft im Dauerlauf zwischen Dokumentation, Qualitätsmanagement und dem eigentlichen Kern unserer Arbeit: den Kindern. Doch was unverändert bleibt, ist die Liebe zum Beruf, die Freude daran, Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und ihre Neugier zu wecken. Und das ist und bleibt die schönste Konstante.

Image by vecteezy.com