Der Wandel des Nikolausfests in Kindergärten

Ein modernes Fest im Spannungsfeld von Tradition und Vielfalt

Das Nikolausfest am 6. Dezember ist für viele Kinder ein mit Spannung erwarteter Tag. Traditionell besucht der Nikolaus deutsche Kindergärten, beschenkt die Kinder mit kleinen Gaben und erzählt ihnen von seinen guten Taten. Doch ähnlich wie beim Sankt-Martins-Fest steht auch das Nikolausfest zunehmend im Fokus von Diskussionen über Inklusion, religiöse Neutralität und kulturelle Anpassung. Während manche Einrichtungen an den traditionellen Feierlichkeiten festhalten, suchen andere nach alternativen Konzepten. Doch was steckt hinter dieser Entwicklung, und welche Vor- und Nachteile birgt sie?

Die Tradition des Nikolausfestes

Der Nikolaus von Myra, eine historische Figur und christlicher Heiliger, ist in vielen Ländern als Wohltäter bekannt, der den Armen geholfen und Kinder beschenkt hat. Sein Fest symbolisiert Großzügigkeit, Empathie und Nächstenliebe. In Kindergärten erscheint der Nikolaus oft in rotem Gewand, teilt Mandarinen, Nüsse und kleine Geschenke aus und erzählt von seinen guten Taten. Die Erzählung vom heiligen Nikolaus soll Kindern den Wert von Mitgefühl und sozialem Engagement vermitteln.

Besonders beliebt ist das Nikolausfest bei Kindern, da es ein Gefühl von Magie und Vorfreude auf die Weihnachtszeit hervorruft. Durch Gedichte, Lieder und Gespräche wird den Kindern ein besonderer Einblick in die Tradition vermittelt, die sie oft mit Begeisterung erleben.

Argumente für Veränderungen im Nikolausfest

Doch auch das Nikolausfest wird inzwischen in Frage gestellt und teilweise umgestaltet. Verschiedene Faktoren tragen zu diesem Wandel bei:

  • Inklusion nicht-christlicher Kinder: In vielen Kindergärten wächst die Anzahl von Kindern aus verschiedenen Kulturkreisen, deren Familien keinen Bezug zu christlichen Festen haben. Einige Pädagogen und Eltern wünschen sich deshalb eine neutrale Gestaltung des Nikolausfests, um auch diese Kinder einzubeziehen. Eine Alternative könnte ein „Freundschafts- oder Gabenfest“ sein, bei dem der Gedanke des Gebens und Teilens im Mittelpunkt steht.
  • Säkularisierung und religiöse Neutralität: In einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft stehen religiöse Feste auch in Kindergärten zur Diskussion. Einige Kindergärten setzen auf eine weniger religiöse Ausrichtung und feiern stattdessen ein Winter- oder Lichterfest, bei dem der Nikolaus weniger als christliche Figur, sondern als Symbol für Großzügigkeit auftritt.
  • Moderne Ansätze und pädagogische Ziele: Einige Einrichtungen gestalten das Nikolausfest bewusst neu, um aktuelle pädagogische Ansätze zu integrieren. Dabei steht weniger die historische Figur des Nikolaus im Mittelpunkt, sondern vielmehr der Gedanke des Teilens, der auch in einen größeren gesellschaftlichen Kontext gestellt wird, etwa durch Spendenaktionen oder Projekte zur sozialen Verantwortung.

Kritik an der Veränderung des Nikolausfestes

Gleichzeitig gibt es auch Stimmen, die sich kritisch gegenüber den Veränderungen des Nikolausfests äußern. Für viele Menschen ist der Nikolaus ein Symbol für familiäre und kulturelle Traditionen, die bewahrt werden sollten.

  • Verlust kultureller Identität: Ähnlich wie beim Sankt-Martins-Fest betonen Kritiker, dass das Nikolausfest zum kulturellen Erbe gehört und ein Stück Heimat und Identität vermittelt. Sie sehen in der Umgestaltung oder Abschaffung des Nikolausfests eine Bedrohung für die kulturelle Vielfalt und Geschichte des Landes.
  • Vermittlung von Werten und Tugenden: Die Erzählungen und Bräuche rund um den heiligen Nikolaus vermitteln wichtige Werte wie Mitgefühl und Großzügigkeit. Kritiker befürchten, dass diese Lektionen verloren gehen könnten, wenn die Figur des Nikolaus aus Kindergärten verschwindet oder ihre Bedeutung stark verändert wird.
  • Fragen der Notwendigkeit: Einige Eltern und Pädagogen fragen sich, ob es tatsächlich notwendig ist, das Nikolausfest zu verändern. Die Figur des Nikolaus wird oft als ein positiver, inspirierender Charakter wahrgenommen, dessen Werte über religiöse Grenzen hinausgehen. Sie argumentieren, dass das Fest bereits inklusiv ist, da die Werte von Großzügigkeit und Freundschaft universelle Tugenden darstellen.

Ein Kompromiss für das Nikolausfest?

Die Diskussion über das Nikolausfest zeigt das Dilemma, das in Kindergärten und Familien zunehmend besteht: die Balance zwischen Tradition und Offenheit für verschiedene Kulturen und Ansichten zu finden. Einige Kindergärten entwickeln daher alternative Konzepte, die beide Seiten ansprechen.

  • Integration ohne Verlust der Tradition: Eine Möglichkeit besteht darin, die Geschichte des Nikolaus im Rahmen eines Freundschaftsfests zu erzählen. Dabei wird die Figur des Nikolaus als Symbol für Nächstenliebe und Güte eingeführt, ohne religiöse Aspekte in den Vordergrund zu stellen.
  • Vielfältige Geschichten des Teilens: Kindergärten könnten Geschichten und Traditionen aus verschiedenen Kulturen einbinden, die ebenfalls von Großzügigkeit und Freundschaft handeln. So lernen die Kinder, dass diese Werte universal sind und viele kulturelle Wurzeln haben.
  • Förderung eines respektvollen Dialogs: Indem Eltern und Erzieher offen über die Bedeutung des Nikolausfests sprechen und die Wünsche und Ansichten aller Beteiligten respektieren, kann das Fest als Brücke zwischen Kulturen dienen. Der Dialog ermöglicht eine Feier, die alle Kinder anspricht und ihnen das Gefühl gibt, Teil einer gemeinsamen Tradition zu sein.

Aus dem Archiv:

Fazit

Das Nikolausfest steht – ähnlich wie das Sankt-Martins-Fest – im Spannungsfeld zwischen Tradition und kultureller Vielfalt. Dabei bleibt die zentrale Frage, wie Traditionen im modernen Kindergartenalltag gelebt und vermittelt werden sollen. Ob als Nikolaus- oder Freundschaftsfest gefeiert, entscheidend ist, dass der Gedanke der Nächstenliebe und Großzügigkeit im Mittelpunkt steht.

Die Neugestaltung des Festes bietet eine Gelegenheit, über die Werte nachzudenken, die an Kinder weitergegeben werden sollen, und eine inklusive Atmosphäre zu schaffen, die sowohl kulturelle Wurzeln als auch gesellschaftlichen Wandel berücksichtigt. Letztlich geht es darum, dass Kinder – unabhängig vom Namen des Fests – Mitgefühl und Gemeinschaft erleben und diese Werte mit Freude und Respekt lernen.

FAQs

1. Warum wird das Nikolausfest in einigen Kindergärten umgestaltet?
Viele Einrichtungen möchten die Feier inklusiver und neutraler gestalten, um Kinder aus verschiedenen Kulturkreisen einzubeziehen.

2. Wird das Nikolausfest komplett abgeschafft?
Nein, oft wird es eher angepasst oder umbenannt, um den Fokus auf die universellen Werte des Teilens und der Großzügigkeit zu legen.

3. Welche Alternativen gibt es zum traditionellen Nikolausfest?
Einige Kindergärten feiern ein „Freundschafts- oder Gabenfest“, bei dem die Werte von Nächstenliebe und Freundschaft im Mittelpunkt stehen.

4. Was bedeutet das Nikolausfest für die kulturelle Identität?
Viele sehen im Nikolausfest eine wichtige Tradition, die kulturelle Werte und die Geschichte des Landes widerspiegelt und Kindern Heimatgefühl vermittelt.

5. Wie können Kindergärten ein inklusives Nikolausfest gestalten?
Durch eine kindgerechte Geschichte des Teilens, die das Bild des Nikolaus aufgreift und zugleich Bräuche aus anderen Kulturen integriert, kann das Fest inklusiv und traditionsbewusst gefeiert werden.

Bild von Aline Dassel auf Pixabay