Wie fühlt man sich, wenn nur über einen, aber nicht mit einem gesprochen wird?

Am Rand stehen und zusehen – Warum wir Erzieherinnen endlich Gehör finden müssen

Als Erzieherin denke ich mir oft, dass es so viel gibt, worüber wir sprechen müssten. Doch nicht nur im Kollegenkreis, sondern auch mit allen anderen Beteiligten: Eltern, Politikern, der Gesellschaft im Allgemeinen. Und das nicht nur, um zu reden, sondern um gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden. Leider beschleicht mich immer wieder das Gefühl, dass nicht mit uns über unsere Belange gesprochen wird. Es wird über uns gesprochen und über uns hinweg entschieden – über unsere Bedürfnisse, unsere Herausforderungen und letztlich über die Zukunft der Kinder, die wir betreuen.

Warum dieser Missstand so gravierend ist

Erzieherinnen leisten eine unschätzbar wichtige Arbeit. Wir sind für die Frühförderung und Entwicklung von Kindern verantwortlich und tragen dazu bei, dass sie die sozialen, emotionalen und kognitiven Fähigkeiten entwickeln, die sie ein Leben lang begleiten werden. Doch in den öffentlichen Debatten über Bildungspolitik, Fachkräftemangel oder Betreuungsquoten scheint es oft, als wären wir nur eine Randnotiz.

Wenn Entscheidungen über unsere Arbeitsbedingungen oder die Rahmenbedingungen in Kitas getroffen werden, fehlt es oft an einer ehrlichen Einbindung von uns, den Fachkräften vor Ort. Dabei wären wir diejenigen, die genau wissen, welche Herausforderungen im Alltag auftreten und welche Lösungen praktikabel wären. Wir erleben tagtäglich, wie sich politische Entscheidungen auf die Kinder und auf unsere Arbeitsbelastung auswirken. Trotzdem hört man selten unsere Stimmen.

KitaFix:

Weniger Vorbereitungsaufwand! Mehr Zeit für die Kinder!

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Ein treffendes Zitat von Maria Montessori lautet: „Erkläre es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde mich vielleicht daran erinnern. Beteilige mich, und ich werde es verstehen.“ Dieses Zitat unterstreicht die Bedeutung der aktiven Beteiligung – nicht nur für Kinder, sondern auch für uns Fachkräfte.

Was passiert, wenn wir nicht gehört werden

Die Konsequenzen dieses Mangels an Einbindung sind gravierend.

  • Entscheidungen ohne Praxisbezug: Regelungen oder Reformen, die in der Theorie gut klingen, scheitern oft an der Umsetzung, weil sie die Realitäten in den Einrichtungen nicht berücksichtigen. Ein Beispiel hierfür ist die Einführung neuer Dokumentationspflichten, die ohne ausreichende personelle Ressourcen kaum zu bewältigen sind.

  • Unzufriedenheit im Beruf: Wenn wir das Gefühl haben, nur Befehlsempfängerinnen zu sein, aber keinen Einfluss auf die Gestaltung unseres Berufs zu haben, sinkt die Motivation. Dies trägt zur bereits bestehenden Frustration über niedrige Löhne und hohe Arbeitsbelastung bei. Eine Erzieherin aus Baden-Württemberg äußerte in einem Interview: „Es ist schade, dass unsere Expertise so wenig wertgeschätzt wird.“

  • Negative Auswirkungen auf die Kinder: Die Betreuungsqualität leidet, wenn Erzieherinnen sich dauerhaft überlastet und unverstanden fühlen. Überlastete Fachkräfte können nicht in dem Maße auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen, wie es notwendig wäre.

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Wie könnte es besser laufen?

Ein erster Schritt wäre es, Erzieherinnen aktiv in Entscheidungsprozesse einzubinden – sei es auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene. Regelmäßige Rückmeldungen aus der Praxis könnten dabei helfen, realistische und umsetzbare Reformen zu entwickeln.

Konkrete Ansätze könnten sein:

  • Einführung von Beiräten: In diesen Gremien könnten Erzieherinnen gemeinsam mit Eltern und Bildungsexperten an Lösungen arbeiten. So würde sichergestellt, dass praxisnahe Perspektiven in politische Entscheidungen einfließen.

  • Offene Diskussionsforen und runde Tische: Diese könnten von politischen Entscheidungsträgern moderiert werden, um einen direkten Austausch zwischen Politik und Praxis zu ermöglichen.

  • Regelmäßige anonyme Befragungen: Solche Erhebungen könnten ein realistisches Bild von der Situation vor Ort liefern und dabei helfen, gezielte Verbesserungen zu initiieren.

Beispiele für gelungene Partizipation

Es gibt bereits positive Beispiele, die zeigen, wie wichtig die Einbindung von Erzieherinnen ist. In einigen Kommunen wurden runde Tische eingerichtet, an denen Fachkräfte gemeinsam mit Vertretern der Politik und Eltern Lösungen für aktuelle Herausforderungen erarbeiten. Solche Modelle könnten als Vorbild dienen und flächendeckend umgesetzt werden.

Gemeinsam für eine bessere Zukunft

Es ist an der Zeit, dass wir uns als Gemeinschaft bewusst werden, wie wichtig es ist, Erzieherinnen nicht nur als Ausführerinnen politischer Vorgaben zu sehen, sondern als Expertinnen ihres Fachs. Unsere Arbeit verdient nicht nur Wertschätzung in Worten, sondern auch in Taten. Wir brauchen echte Mitsprache und die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen aktiv mitzugestalten. Denn nur gemeinsam – Erzieherinnen, Eltern, Politik und Gesellschaft – können wir die Herausforderungen angehen und eine Bildung schaffen, die unsere Kinder stark macht.

Lasst uns also nicht mehr übereinander reden, sondern miteinander. Denn nur so können wir echte Veränderungen bewirken.